Julius Muckle mit IM-Norm beim Gipfel
Ungeschlagen, von 12 auf 4, eine IM-Norm in der Tasche – besser konnte es nicht laufen, wird Julius Muckle vom SK 1912 Ludwigshafen sich auf der Heimfahrt vom Meisterschaftsgipfel 2020 in Magdeburg gedacht haben. Dabei wäre er beinahe nicht dabei gewesen. Aus Studiengründen musste er seine Teilnahme für den im Mai 2020 geplanten Meisterschaftsgipfel absagen. Da dieser Corona-bedingt verschoben wurde, stand seiner Teilnahme an der 91. Deutschen Schachmeisterschaft als Vertreter des Schachbundes Rheinland-Pfalz nichts mehr im Wege.
Der 19jährige startete fulminant. Im Angriffswirbel musste sein Gegner, Marc Gastain aus Deizisau, schon nach 22 Zügen aufgeben. In der 2. Runde wartete der erste GM, Luis Engel vom Hamburger SK. Nach einer seltenen Eröffnungswahl vom Ludwigshafener erspielte sich der GM zwar leichte Vorteile, die er im Endspiel noch vergrößerte. Er fand aber nicht die richtige Abwicklung, so dass Julius ins Remis entwischen konnte. Der nächste Hamburger saß Julius mit GM Thies Heinemann in Runde 3 gegenüber. Französisch, mit immer größer werdenden Vorteilen für den erfahrenen GM. Aber gegen Julius muss man schon aufmerksam bleiben – eine kleine Unaufmerksamkeit und schon war die Partie für den GM nicht mehr zu gewinnen. Ein guter Start mit 2/3 Punkten. Erneut französisch in Runde 4 gegen IM Jacek Dubiel aus Oberursel. Hier wurde nie die Remisbreite überschritten, der nächste halbe Punkt.
Nach der Doppelrunde 3 und 4 ging es gegen den 1. der Startrangliste, GM Falko Binderich, mit stolzen 2605 ELO ausgestattet. Solide mit weiß, nichts zugelassen, der GM musste ins remis einwilligen. So langsam rückte die Norm näher. Aber es waren noch 4 Runden zu spielen. Von Startrang 1 ging es jetzt nach unten zu Niklas Geue (ELO 2050) vom USC Magdeburg. In den Königsflügelangriff des Weißen rochiert. Die Engines zeigen einen großen weißen Balken, zwei Figuren könnten verloren gehen. Aber man muss auch die richtigen Fortsetzungen finden, wird sich Julius gedacht haben und nutzt seine einzige Chance in dieser Partie, die ihm einen eher glücklichen Punkt einbringt.
Ein aufstrebender junge Mann aus Kiel, Ashot Parvanyan, duelliert sich mit ihm im Sämisch. Ein schwarzer Bauer wird gegeben. Wenn es gut geht, ist dies gerechtfertigt. Wenn aber gut verteidigt wird, wie von Julius, bleibt halt der Bauer übrig und findet sein Ziel. Zur Belohnung geht es an Brett 1 mit schwarz gegen den führenden GM Alexander Graf. Ist seine Norm schon sicher? Reti, weiß steht immer etwas besser, der GM wickelt in ein Endspiel guter Läufer gegen schlechten Springer ab. Zeitnot für ihn, so dass er nicht die richtigen Züge findet. Das nächste Remis.
Jetzt besteht noch die Möglichkeit einer GM-Norm und der Sprung aufs Treppchen, aber dafür müsste ein Sieg gegen GM Leon Mons, Brett 1 des Bundesligisten MSA Zugzwang, her. Eine solide Eröffnungswahl, der GM lässt sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Es bleibt immer ausgeglichen, so dass man sich nach anstrengenden, für Julius sehr erfolgreich Tagen, gemeinsam auf die Abschlussfeier freut.
Am Meisterschaftsgipfel nahmen noch Jürgen Neurohr von den Schachfreunden aus Mainz, (leider nur der letzte Platz mit 2 Punkten) und bei den Frauen Theresa Reitz aus Koblenz (Platz 19) teil. Bei der Blitzmeisterschaft belegte in einem sehr starken Feld (27 Titelträger, Blitz-ELO-Schnitt 2400) Pascal Barzen (Trier) und Karl-Jasmin Muranyi (Landau) die Plätze 11 und 13. Lena Mader erreichte bei den Frauen Platz 17.
Titelbild:
FM Julius Muckle gegen GM Luis Engel (Foto: Deutscher Schachbund)