SV Worms 1878 steigt in die zweite Bundesliga auf – Interview mit Daniel Helbig
Oberligameister Worms – v.l.n.r. Steffen Schluchter, Daniel Helbig, Martin Heider, Johannes Feldmann, Dennis Nasshan, Roland Ollenberger, Thomas Steinkohl, David Musiolik, Dr. Gernot Köhler, Mike Martin, Waldemar Tschilingiri, Patrick Boos
Nach einer großartigen Saison in der Oberliga Südwest (16:2 Punkte, nur eine Niederlage im bedeutungslosen letzten Spiel) hat der SV Worms den Aufstieg in die zweite Liga geschafft. Somit wird der Pfälzische Schachbund in der Saison 2019/20 zwei Bundesligisten stellen, da Speyer-Schwegenheim bereits den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga sicher hat. Der Wormser Mannschaftsführer Daniel Helbig beantwortet ein paar Fragen zum Verlauf der Saison.
Hallo Daniel, zunächst einmal Glückwunsch zum großen Erfolg. Wie war die Saison für euch? Ihr seid ja nicht unbedingt als Favorit ins Rennen gegangen.
„Vielen Dank für die Glückwünsche! Vor der Saison gingen die Meinungen bei uns etwas auseinander. Die einen haben gesagt: «Dieses Jahr werden wir Meister», die anderen waren da eher zurückhaltender. Man muss dann auch sehen, dass der Wormser SV in den letzten Jahren immer weit vorne in der Endabrechnung gelandet ist, das gab uns Mut. Außerdem war vor der Saison Johannes Feldmann zu uns gewechselt, der die Mannschaft zusätzlich verstärkte. Wir haben dann einfach beschlossen, Spiel für Spiel zu nehmen (eine Vorgehensweise, die besonders Roland Ollenberger regelmäßig ausruft) und vor allem zu schauen, was die anderen starken Teams in der Zwischenzeit abliefern würden. Einig waren wir uns zumindest darüber, dass wir in den Runden 1-7 jeweils die favorisierte Mannschaft sein sollten. In Runde 8 und 9 warteten dann die Mitfavoriten aus Landau und Schwarzenbach auf uns. Zugegebenermaßen hofften wir ein wenig darauf, dass die beiden bis dahin schon irgendwo den ein oder anderen Punkt würden liegen lassen, damit wir nicht gegen beide Mannschaften um den Aufstieg spielen müssten. Das war ja dann am Ende auch der Fall gewesen und zum Beispiel ein Vorteil, den wir gegenüber Landau hatten, die direkt in der ersten Runde auf Schwarzenbach trafen. Mit dem Sieg in der 8. Runde gegen Landau waren wir so sicher Meister und das Spiel gegen Schwarzenbach war entsprechend entspannt.
Gab es einen Zeitpunkt, ab dem ihr an den Aufstieg geglaubt habt?
„Wie schon gesagt, gab es einige, die schon vor der Saison fest mit dem Aufstieg rechneten. Ich persönlich habe zum ersten Mal nach dem Spiel gegen Heimbach-Neuwied daran geglaubt. Wir hatten nur ganz knapp auswärts gewonnen und der Mannschaftskampf war zwischenzeitlich recht eindeutig verloren. Gleich an mehreren Brettern mussten wir Fortuna bemühen und ich, als Theologe, war eigentlich pausenlos damit beschäftigt, irgendwelche Rituale aufzuführen. Abends stand ich dann als Teil meines Nachhauseweges zusammen mit Johannes Feldmann am Hauptbahnhof Ludwigshafen und ich fragte ihn zum ersten Mal, wie hoch er denn (er ist Mathematiker) die Chancen auf einen Aufstieg von uns ansetzen würde. Selbstverständlich klingt das jetzt kitschig und wohl auch etwas aufgesetzt, aber der knappe Sieg gab mir irgendwie Zuversicht. Es ist übrigens typisch für diese Mannschaft, dass sie einen Großteil ihrer Partien erst in der späten Phase, um die Zeitnot herum, für sich entscheidet. Dieses Muster wiederholte sich dann auch im entscheidenden Kampf gegen Landau. Johannes gab uns damals in Ludwigshafen 30%. Im Laufe der Saison wuchs dann meine Sicherheit und die der Mannschaft mehr und mehr. Vor dem Entscheidungsspiel gegen Landau haben dann irgendwie alle daran geglaubt, dass wir gewinnen würden.“
Mit welchen Ambitionen geht ihr in die nächste Saison? Die wenigsten von euch haben Erfahrung in solch einer hohen Klasse.
„Hier kann ich nur für mich sprechen, weil wir darüber noch nicht groß gesprochen haben. Der typische Termin für alle Planungen mit der ersten Mannschaft ist in Worms immer das Sommergrillen. Für mich jedenfalls geht es in der kommenden Saison eigentlich ausschließlich um den Spaß. Vermutlich werden alle meine Gegner deutlich stärker sein als ich und so schaue ich – gemäß Ollenberger – einfach von Partie zu Partie. Ich will einfach versuchen, diese Erfahrung in der 2. Schachbundesliga zu genießen.
Ich wünsche euch viel Erfolg in der neuen Saison. Dirk Hirse, Pressereferent des Pfälzischen Schachbundes