Deutsche Senioren-Mannschaftsmeisterschaft der Länderverbände
Rheinland-Pfalz Ü50 erneut auf dem Treppchen
Von Peter Kargoll und Jürgen Kaster
Die Deutsche Senioren-Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände 2019 fand vom 26. August bis zum 01. September 2019 in Wismar hoch droben an der Ostsee statt. Rheinland-Pfalz ging mit je einer Mannschaft Ü50 bzw. Ü65 an den Start. Insbesondere in der Gruppe der Jungsenioren waren die Erwartungen hoch gesteckt, galt es doch die Vizemeisterschaft aus dem Vorjahr zu bestätigen.
(Titelbild: Für Rheinland-Pfalz in Wismar am Start (von links nach rechts): Jürgen Kaster, Guido Neuberger, Peter Kargoll (vorne), Helmut Freise, Klemens Zimmermann, Udo Loos, Manfred Herbold und Dieter Villing.)
Neun Teilnehmer hatten wir für die beiden 4er-Teams gemeldet. Da Peter Kargoll in beiden Mannschaften gemeldet war, hatten wir Gelegenheit, in der Aufstellung je nach Turnierstand flexibel zu agieren.
Beide Teams legten gleich in der ersten Runde furios los und fuhren jeweils einen Sieg für RPL ein. Während die Ü50 im weiteren Verlauf immer an der Tabellenspitze zu finden war, begann für die Ü65 eine regelrechte Berg- und Talfahrt.
Ü50: Top-Leistung vom Vorjahr wurde bestätigt
Bärenstarker Guido Neuberger führt die „jungen Wilden“ auf Rang 3
Die Jung-Senioren von Rheinland-Pfalz traten in Wismar in der Besetzung Guido Neuberger, Klemens Zimmermann, FM Peter Kargoll (Mannschaftsführer), Udo Loos und CM Manfred Herbold an. Guido Neuberger an Brett 1 war besonders motiviert, erzielte gegen starke Gegnerschaft 5 Punkte aus 7 Runden und war damit hauptverantwortlich für den neuerlichen Podiumsplatz.
Doch kommen wir nun zum Turnierverlauf bei den zwölf Ü50er-Teams, bei denen Rheinland-Pfalz in der Rangliste auf Platz 4 hinter Baden, Sachsen-Anhalt und Bayern 1 rangierte. In der 1. Runde standen wir den Vertretern aus Mecklenburg-Vorpommern II gegenüber. Rheinland-Pfalz wurde hier seiner Favoritenrolle gerecht und holte durch die Remisen von Guido Neuberger und Udo Loos und die Siege von Klemens Zimmermann und mir (Peter Kargoll) mit dem 3:1 Sieg die ersten 2 Mannschaftspunkte.
In der 2. Runde mussten wir dann schon gegen das vor uns gesetzte Team von Bayern I ran. Hier wurde es richtig spannend, da ich unnötigerweise die Zeit überschritt, ein Remis war hier allemal drin. Glücklicherweise konnte das Team Durch Siege von Klemens Zimmermann und den für Udo Loos eingesetzten Manfred Herbold sowie dem Remis von Guido Neuberger den Mannschaftssieg noch sicherstellen.
Die 3. Runde gegen Württemberg konnten wir uns für die Vorjahresniederlage revanchieren. Den 3 Remisen durch Guido Neuberger, Klemens Zimmermann uns Manfred Herbold stand die kuriose Partie von mir gegenüber, in der ich das Kunststück fertig brachte, mitten auf dem recht freien Brett die gegnerische Dame auf d4 mit dem Läufer auf f2 zu fangen, worauf der Gegner sofort aufgab.
In Runde 4 gegen Baden hingen die Trauben besonders hoch. Baden war durch die Bank stärker besetzt. Der Verlauf war jedoch kurios. Der Gegner von Klemens Zimmermann bot relativ schnell remis an, was er nach Rücksprache mit mir auch angenommen hat. In meiner Partie gegen den Hans-Joachim Vatter kam auch ein Remisangebot, das ich trotz besserer Stellung angenommen habe. Fehlende Zeit und der Respekt vorm Gegner haben die Entscheidung zur Annahme beeinflusst. Udo Loos hatte eine solide Stellung und der Gegner von Guido Neuberger der IM Vadim Chernov hätte nur durch riskantes Opfern weiterkommen können. So einigten sich die Gegner an den beiden Brettern auch auf Remis. Für uns war das 2:2 natürlich ein großer Erfolg. Badens Entscheidung war auf die Hoffnung gebaut, dass wir jetzt noch gegen das 3. starke Team, das vor uns gemeldet war, nämlich Sachsen-Anhalt, noch Punkte abgeben könnten.
Sachsen-Anhalt war in der nächsten Runde der erwartet starke Gegner und wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Naben dem Remis an Brett 4 von Udo Loos stand nur noch der Sieg von dem ab jetzt furios aufspielenden Guido Neuberger auf der Habenseite. Klemens Zimmermann und ich mussten an ihren Brettern die Segel streichen.
Gegen Bayern II kam eine unerwartete Spannung auf. Guido Neuberger gewann souverän und Klemens Zimmermann remisierte schnell, Udo Loos hatte eine klar bessere Stellung. Leider verlor er den Faden und so die Partie, nachdem zwischenzeitlich eine klare Gewinnstellung hatte. Alles hing nun von meiner Partie an Brett 3 ab. In einer sehr scharfen Stellung kam die Dame des Gegners scheinbar stark auf meine Grundreihe, wo sie allerdings auch kaum noch Fluchtfelder hatte. So konnte ich eine Abwicklung wählen, wo er den Verlust der Dame nur durch einen Damentausch abwenden konnte und danach zwangsläufig in ein verlorenes Turmendspiel geriet.
Zum Abschluss kamen wir klar favorisiert gegen Hessen. Guido Neuberger gewann schnell uns holte sich damit die Brettwertung an Brett 1 mit 5 aus 7. Daraufhin remisierte Klemens Zimmermann, um damit den 3. Platz sicherzustellen. Mit 4 aus 7 blieb er damit bei +1. Leider hatte ich nicht genau genug auf das Nachbarbrett bei Manfred Herbold geschaut, als ich meiner Gegnerin bei unklarer Stellung remis anbot. Damit beendete ich genau wie Klemens das Turnier mit 4 aus 7. Manfred verlor eine Figur und so mussten wir uns mit einem 2:2 begnügen, was allerdings auch den 3. Platz bedeutete. An Brett 4 holten Udo Loos 1,5 aus 4 und Manfred Herbold 1,5 aus 3.
Bei der Siegerehrung der Ü50 war Rheinland/Pfalz als einziges Team komplett vertreten und hat neben dem 3. Platz auch dadurch ein würdiges Bild abgegeben. Zur Entschuldigung der nicht anwesenden Spieler sollte berücksichtigt werden, dass in dieser Gruppe noch einige Berufstätige am Brett waren und so am Montag wieder arbeiten mussten. Als Beispiel seien die Spieler von Baden genannt, die am gleichen Tag von Wismar abreisten. Die Siegerehrung dauerte von 15:00 – 16:30 Uhr. Hier sollte der DSB anstreben, das Turnier von Sonntag bis Samstag (und nicht wie die letzten Jahre von Montag bis Sonntag) durchzuführen.
Ü65: Berg- und Talfahrt über sieben Runden
In der Mitte gestartet, in der Mitte angekommen
In der Altersklasse Ü65 war unser Team wie folgt gemeldet: FM Gottfried Schumacher, Peter Kargoll, Helmut Freise, Dieter Villing, Jürgen Kaster (Mannschaftsführer). Gleich zu Beginn muss allerdings angemerkt werden, dass wir unseren stärksten Spieler Peter Kargoll 7mal an das erfolgreich aufspielende Team Ü50 „ausgeliehen“ haben, so dass unsere Mannschaft durchgehend aus den vier gleichen Spielern bestand. Nach der Papierform rangierten wir im Mittelfeld, auf Rang 13 von 24 teilnehmenden Mannschaften.
In der 1. Runde gab es für uns einen ungefährdeten Sieg gegen Mecklenburg/Vorpommern III, wobei Gottfried Schumacher und Dieter Villing jeweils einen ganzen Punkt beisteuerten. Es sollte für beide leider der einzige Sieg bleiben.
Vor der 2. Runde kam es zu einer „Verkettung unglücklicher Umstände“ (O-Ton der Turnierleitung) und in der Folge zu einer kampflosen Niederlage an Brett 1. So gehandicapt standen wir gegen die Elo-stärkste Mannschaft Nordrhein-Westfalen I auf verlorenem Posten und mussten uns mit 1:3 geschlagen geben.
Nach diesem Eklat geriet auch der 3. Durchgang gegen Baden II zu einem Kuriositätenkabinett, bei dem für uns lange Zeit der Sieg in Sicht war. Helmut Freise hatte seine Partie überzeugend gewonnen, Dieter Villing seine Vortagsniederlage verdaut und ein Remis beigesteuert. Jürgen Kaster brachte das Kunststück fertig, mit Minusfigur eine Festung aufzubauen, die der Gegner nicht erstürmen konnte. An Brett 1 würde also ein Remis zum Mannschaftssieg reichen. Aber selbst ein FM ist nicht manchmal nicht gegen Unbilden gefeit und so passierte es: gleich zweimal ein zweizügiges „Ersticktes Matt“ übersehen, die Dauerschach-Remisschaukel nicht wahrgenommen, die Partie trotz Mehrfigur am Ende noch eingestellt. Nach diesem wechselhaften Verlauf standen wir weiterhin bei 50 Prozent Punkteausbeute. Schade um die vertane Chance, denn (ansonsten gleicher Turnierverlauf vorausgesetzt) hätte uns der greifbare Sieg auf Rang 5 katapultiert…
Doch weiter mit Runde 4, in der es gegen Sachsen nach langem Kampf die zweite, wenn auch denkbar knappe Niederlage gab. Somit rutschen wir erstmals in Minus und hatten in den letzten drei Runden einiges aufzuholen. Gegen Hessen II gab es wie am Tag zuvor ein schnelles Remis am Spitzenbrett. Danach konnte Helmut Freise seinen zweiten Sieg erzielen und Jürgen Kaster schließlich den Mannschaftssieg sicherstellen. In der Vorschlussrunde wurde uns mit Hamburg wieder ein schwerer Brocken zugelost. Im Nachhinein haben wir die 1,5:2,5-Niederlage als „taktische Niederlage“ eingestuft, die uns ermöglichte, das Turnier am Finaltag mit einem weiteren versöhnlichen Sieg gegen Mecklenburg/Vorpommern II zu beenden.
Letztendlich landeten wir – wie es die Papierlage „vorhergesagt“ hat – auf einem Mittelplatz (14. von 24 Mannschaften, punktgleich mit vier weiteren Teams). Mannschafts- und Brettpunktverhältnisse waren total ausgeglichen. Unser Bester war Helmut Freise, der zwei Partien gewann, aber keine verlor. Er erspielte 4,5 Punkte aus den sieben Runden. Unsere weiteren Resultate: Jürgen Kaster (4,0 aus 7), Gottfried Schumacher (3,0), Dieter Villing (2,5).
Von den beschriebenen „unglücklichen Umständen“ abgesehen war es eine sehr angenehme Veranstaltung, in beiden Teams standen Harmonie und Zusammenhalt unter den Spielern ganz oben. Durch die Permanent-Ausleihe von Peter Kargoll an die Ü50 durfte sich auch die Ü65 auf die Fahne schreiben, an deren großartigem Abschneiden einen Anteil zu haben .
Das Hotel war fest in der Hand der Schachspieler. Man merkte dies zeitweise am schleppenden Internetzugang – alle schienen dann zu analysieren, sich vorzubereiten. Fazit: Auch Senioren sind erstaunlich intensiv mit dem Computer unterwegs, wenn es um eine „Deutsche Meisterschaft“ geht. In dem Zusammenhang noch ein Tipp am Rande: Durch die exponierte Lage des ausschließlich von Schachspielern bevölkerten „Hotels im Industriegebiet“ eines Vorortes von Wismar empfand ich die ganze Woche als außergewöhnlich „Schach-lastig“. Partien spielen, analysieren, vorbereiten auf den nächsten Gegner – es blieb wenig Raum für Abwechslung. Bei einem ähnlichen Austragungsort würde ich jedem Teilnehmer empfehlen, auf Mobilität zu achten. Das war bei mir nicht der Fall – nun ja, auch im fortgeschrittenen Alter lernt Mann ja noch dazu.
Das Interesse, im nächsten Jahr bei der 29. Auflage in Ingolstadt dabei zu sein, ist sehr groß. Rheinland-Pfalz wird sich also auch dann nicht hinter anderen Landesverbänden verstecken müssen.
Weitere Infos auf der Homepage der Veranstaltung: https://dsenmm.de/